Ich nehme einen Schluck und lasse ihn im Mund zerfließen. Vielschichtige Aromen eröffnen sich mir, begleitet von einem leichten Brennen. Während ich die warme Flüssigkeit meine Zunge umspielen lasse, eröffnet sich mir ein unendlich erscheinender Geschmackshorizont. und erlebe ein Gefühl mehrerer Geschmacksexplosionen. Eine leichte Fruchtigkeit breitet sich im Mund aus. Etwas Vanille, eine holzige Note und würzige Akzente schmecke ich heraus. Was für ein sinnlicher Genuss. Ich schlucke runter. Hält der Nachhall, was der Prolog versprach?
Der eine oder andere ahnt sicher, wo wir uns befinden. Wir sind bei einem Spirituosen-Tasting, in diesem Fall von Tequila und Mezcal. Nicht sonderlich viele steigen tief in diese Materie ein; für die meisten endet die Reise bei Sierra oder Don Julio. Doch wer sie einmal antritt, der möchte nicht mehr umdrehen. Zu faszinierend scheint es, die verschiedenen Sorten durchzuprobieren und sich mit verlegenem Stolz eine Hausmarke zu zulegen.
Tequila und Salz gehören zusammen?
Wer einmal Bekanntschaft mit dem allbekannten „Sierra Tequila“ in Kombination mit Salz gemacht hat, wird wahrscheinlich keine gute Erinnerung daran haben. Man schwört sich: Nie wieder Tequila.
Zum Glück hat dies wenig mit echtem Tequila zu tun. Natürlich ist Sierra Tequila auch ein Tequila, denn hierbei handelt es sich um eine geographische Bezeichnung, ähnlich dem Cognac. Dennoch vergleichen wir einen Discounter Wein von Penny auch nicht mit einem Chianti mit dem schwarzen Hahn als Kennzeichen. Daher kann ich beschwichtigen und versichern, dass zu einem guten Tequila kein Salz benötigt wird und dieser auch nicht für schlechte Erinnerungen sorgen wird. Vorausgesetzt, das Maß wird nicht überschritten.
Was ist Tequila?
Wie eben beschrieben ist Tequila nicht nur für Shots und Blackouts geeignet. Richtig genossen kann es eine so feine Spirituose sein, wie ein guter Scotch oder Rum.
Genau wie bei Scotch und Rum versteht ein echter mexikanischer Gentleman, dass es bei Tequila um Textur, Aroma, Subtilität, Geschmack, Status und vor allem um Kultur geht. Tequila ist die am meisten missverstandene Spirituosen der Welt.
Tequila ist ein Agaven-Brand, in Mexiko Mezcal genannt, der ausschließlich aus der in der Umgebung der Stadt Tequila beheimateten blauen Agave, auch agave tequilana oder entsprechend der Farbgebung agave azul genannt, hergestellt wird. Die Region bestimmt, ähnlich dem Champagner oder dem Cognac, die Authentizität des Produktes.
Dass die Agave zur Herstellung von Alkohol verwendet wird, geht bis zu den alten Azteken zurück. Ihr Getränk Pulque gehört zu den frühesten bekannten Vorfahren von Tequila. Als die Spanier kamen, übernahmen sie das Getränk und begannen, einige ihrer eigenen europäischen Techniken zum Destillieren anzuwenden. Daraus entwickelte sich langsam der heutige Tequila.
Wie viel Prozent Agave ist in Tequila enthalten?
Der Tequila, den man kauft, ist entweder „100% Agave“ oder „Mixto“. Mit 100 % Agave sind die Aromen und Duftnoten im Vordergrund. Bei Mixto hingegen wird der Geschmack um bis zu 49 % mit Zucker und Wasser „abgeschnitten“. Dadurch wird der Tequila NICHT süß, nur weniger aufdringlich. Er wird einen subtileren Geschmack haben, dessen Noten länger verweilen werden. Keines ist besser oder hochwertiger als das andere, es ist einfach eine Frage der Präferenz und des Anlasses.
Tequila wird durch die mexikanische Regulierungsbehörde in zwei unterschiedliche Qualitätsstufen unterteilt. Beim Tequila mixto müssen mindestens 51 % des zur Alkoholproduktion verwendeten Zuckers von der agave azul stammen. Der Rest des Zuckers darf anderen Ursprungs sein, wobei hauptsächlich auf Rohrzucker zurückgegriffen wird.
Tequila 100 % agave azul besteht, wie der Name bereits suggeriert, ausschließlich aus dem Zucker der blauen Agave. Die Fässer, in denen dieser Tequila reift, unterliegen der besonderen Aufsicht der Regulierungsbehörde.
Gibt es nur klaren Tequila?
Tequila wird, abhängig von seinem Reifungsgrad, in fünf Kategorien klassifiziert.
Tequila bianco ist durchsichtig und jung, weil er nach unmittelbar nach der Destillation in Flaschen abgefüllt wird. Es ist zumeist dieser Tequila, der in Kombination mit einem Salzstreuer und einer Zitronenscheibe für viele Menschen Stoff jugendlicher Albträume war. Doch auch in dieser Kategorie gibt es riesige Qualitätsunterschiede, weil die Destillationsprozesse einzelner Marken in Quantität und Qualität stark voneinander abweichen. Auch die zweite Kategorie, tequila gold beziehungsweise tequila oro wird in Deutschland noch häufig konsumiert, allerdings zumeist in Form eines Shots, einer Prise Zimt und einer Orangenscheibe in Kombination mit einem schmerzverzerrten Gesicht.
Die tequilas reposado, anejo und extra-anejo, mindestens zwei Monate, ein Jahr und drei Jahre im Eichenfass gereift, führen hierzulande ein Schattendasein, und das völlig zu Unrecht. Sie sind die heimlichen Stars, die Zungenschmeichler und Gaumenkitzler. Sie sind es, die die Identität dieses wunderbaren Getränks ausmachen, obgleich sie hierzulande so selten konsumiert werden.
So kommt es, dass die wahre Tiefe und Komplexität der Agavenpflanze im Verborgenen schlummert und darauf wartet, eine ähnliche Renaissance zu erfahren wie der Gin. Vielleicht bedarf es eines neuen Mischgetränks á la Gin Tonic, um den Tequila salonfähig zu machen. Es wäre an der Zeit…
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